Feldataler Mühlenfeste in Stumpertenrod:
2005 -2004 - 2003 - 2002
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- 2000
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- 1998
- Ende
7. Mühlenfest am
4. Juli 2004 von 11-18 Uhr
Oberhessische Zeitung, Donnerstag, 1. 4. 2004, Seite 9 Kuchenbons für das Mühlenfest STUMPERTENROD (OZ). Auch in diesem Jahr werden am 4. Juli zum Mühlenfest in Stumpertenrod Tausende Besucher erwartet. Weil in den Vorjahren mehrere hundert Quadratmeter Blechkuchen und Türme mit Torten schnell ausverkauft waren, werden ab dem heutigen 1. April in allen bekannten Vorverkaufsstellen Kuchen- und Tortenbons im Vorverkauf abgegeben. Allen Käufern der Bons wird garantiert, nicht vor leeren Kuchenblechen stehen zu müssen. Den drei ersten Käufern beziehungsweise Käuferinnen werden von Vertretern des Arbeitskreises Mühlenfest Blumensträuße überreicht. Viele werden es bedauern, dass es sich hier nur um einen Aprilscherz gehandelt hat. |
Nachdem das etwas andere Dorffest - das Feldataler Mühlenfest - bei www.art-vogelsberg.de zu den drei Veranstaltungen im Vogelsberg gezählt wird, die inzwischen Kultstatus erreicht haben, versuchen die Organisatoren auch in diesem Jahr durch besondere Anstrengungen diesem Anspruch gerecht zu werden. Am Sonntag, dem 4. Juli von 11 bis 18 Uhr ist es wieder soweit. Über 70 Aussteller bieten eine große Auswahl an selbst Hergestelltem, althergebrachten Handwerksprodukten und originellem Kunsthandwerk. Für das leibliche Wohl sorgen traditionelle Gerichte. Zur kulturellen Erbauung gibt es ein breites Angebot künstlerischer Aktivitäten, Ausstellungen, Buchvorstellungen und Lesungen. Das Begleitprogramm zum 7. Mühlenfest besitzt eindeutig literarische und historische Schwerpunkte. Zum Fest sind drei Buchveröffentlichungen vorgesehen, davon zwei Neuerscheinungen: Vogelsberger Kriminalgeschichten von Karl Brodhäcker und ein Kurzgeschichtenband von Liane Jache. Das dritte Buch wurde bereits um 1880 geschrieben und wird die Besucher auf eine kleine Zeitreise in das Vogelsberger Dorfleben des 19. Jahrhundert begleiten:
Zum 7. Feldataler Mühlenfest am 4.Juli 2004 erscheint ein Nachdruck von An 364 Tagen im Jahr ist in Stumpertenrod kein Mühlenfest, in diesem Jahr sind es sogar 365 Tage. An solchen Tagen finden nur wenige Besucher den Weg in das kleine Vogelsbergdorf. Die meisten dieser seltenen Besucher sind Hobby-Astronomen, die in der Dunkelheit und Stille der Stumpertenröder Nacht ihre Teleskope auf den Sternenhimmel richten, aber einige Menschen kommen auch am Tage, um die schöne barocke Fachwerkkirche zu sehen, die jüngst sogar einen Platz in dem prächtigen Bildband "Heilige Räume" fand. In der Sakristei, von der aus die Treppe zur Kanzel führt, befinden sich Aufnahmen der pastores loci, der bisherigen Ortspfarrer. Dem Auge des Besuchers bleiben sie allerdings verborgen und außer dem Pfarrer und der Küsterin weiß kaum jemand, dass sie da hängen.
Einer dieser pastores war Georg Engelbach, von 1855 bis 1865 Pfarrer in Stumpertenrod, Köddingen und Helpershain. Ca. 15 Jahre, nachdem er den Vogelsberg wieder verlassen hatte, entstand ein Buch das 1881 unter dem Titel "Pfarrleben in einem Gebirgsdorfe, kulturgeschichtliche Bilder von einem hessischen Pfarrer" erschien. 1927 veröffentlichte Karl Esselborn eine bearbeitete Fassung dieses Buches mit dem Titel "Pfarrleben in einem Vogelsbergdorfe", in der er alle Decknamen, die Engelbach aus Rücksicht auf seine noch lebenden Gemeindeglieder benutzt hatte, durch die tatsächlichen Namen ersetzte. Durch seine ausführlichen Anmerkungen wurde das Werk zu einer wichtigen Quelle für alle heimatkundlich Interessierten und für die Gemeinden Stumpertenrod, Köddingen und Helpershain ein wertvolles und einzigartiges Zeugnis ihrer Dorfgeschichte. Diese 2. Fassung erscheint zum diesjährigen Mühlenfest auf Initiative des Arbeitskreises Mühlenfest im Nachdruck, neu illustriert von Heinz Seibert aus Lauterbach.
Der heutige Leser von Engelbachs "Pfarrleben" hat schon eine historische Distanz zu überwinden. Die Wirklichkeit, die er beschreibt, ist nicht mehr unsere. Wir staunen über Details aus dem Alltag der Menschen, wundern uns manchmal über die Denkweise und Selbstverständlichkeiten der damaligen Zeit und registrieren die Veränderungen im Sprachgebrauch. Man gewinnt ein recht vielschichtiges Bild davon "wie es früher war", denn Engelbach erzählt anschaulich, detailreich und pointiert. Er beschreibt die Menschen, wie er sie erlebt hat: im Alltag bei der Arbeit, am Sonntag in der Kirche, bei Festen und in den schweren Augenblicken des Verlustes und der Trauer. Er spricht mit Respekt und Hochachtung von ihnen, auch mit Sinn für Humor und Sprachwitz, er sieht aber auch ihre Schattenseiten und beklagt die Härte, die sie gegen sich selbst und andere zeigen. Da, wo er seine Erlebnisse und Beobachtungen bewertet, lernen wir ihn als konservativen Theologen und Beamten kennen, der ein staatstragendes Christentum vertritt, der z. B. die Kirchenzucht gegen interne Kritiker verteidigt und sich nachdrücklich gegen jede Form von "Freigeisterei" wendet. Vieles, was uns durch den Wandel der Zeiten fremd geworden ist, erscheint aber den Lesern, die ihre Dörfer und Landschaft in Engelbachs Beschreibungen wiedererkennen, gleichzeitig seltsam vertraut. Man kann den Schauplatz genau vor sich sehen: die Kirche, den Weg nach Köddingen am Sonntagmorgen, den Waldrand an einem Sommertag oder die verschneiten Höhen im Winter. Am 4. Juli finden die Mühlenfestbesucher Georg Engelbach in Stumpertenrod also nicht nur verborgen in der Kirche, sondern auf Schritt und Tritt. Um 13.00 Uhr findet im Pferdestall auf dem Korcherts Hof eine Buchvorstellung statt. Gleich nebenan kann man das Buch in der Mühlenfestbuchhandlung kaufen. Um 14.00 Uhr zieht ein historischer Hochzeitszug von 1910 durchs Dorf. Er rastet in der Kirche, wo eine Schilderung der Hochzeitsbräuche aus Engelbachs Buch vorgetragen wird. In Hoartmanns Scheune gegenüber vom Backhaus sind die neuen Illustrationen von Heinz Seibert in Originalgröße zu sehen, von denen Kopien in hochwertigem Digitaldruck bestellt werden können. Dort gibt es auch die passende Brille zum Buch.
Die Mühlenfestorganisatoren haben 20 Brillengestelle aus der Zeit um 1860 aufgetrieben, darunter auch solche mit Schläfenbügel, wie sie Georg Engelbach auf einem zeitgenössischen Foto trägt. Ein Optiker wird die Interessenten vor Ort beraten. Mit dem Slogan "Das Buch zum Fest und die Brille zum Buch", wirbt der Arbeitskreis Mühlenfest für dieses ungewöhnliche Angebot, das es so wohl nur in Stumpertenrod geben kann.
Das Buch erscheint erstmals zum Mühlenfest und ist danach in allen Buchhandlungen erhältlich: |
13.00 Uhr:
14.00 Uhr:
Er beginnt im Oberdorf beim Backhaus, geht über die Dorfstrasse bis nach Lenze und von dort über die Treppe in die Kirchgasse. Während einer Rast in der Dorfkirche wird eine Schilderung der Hochzeitsbräuche aus der Zeit von 1860 vorgetragen, wie sie Georg Engelbach in seinem Buch beschreibt.
15.00 Uhr:
16.00 Uhr:
Außerdem: Die Vogelsberger Autorin
Liane Jache veröffentlicht zum Mühlenfest ihren ersten Kurzgeschichtenband |
Die Sperrmüllpiloten zeigen diesmal auf Veldes Hof einen ländlichen Gegenentwurf zur geplanten EZB-Bank in Frankfurt (Architekten: Coop Himmel(b)lau). Hier wie dort wird sich eine Spirale in den Himmel schrauben, dort auf Sand und Geld gebaut, hier auf Mensch und Material. Titel der Arbeit: "Baby-lohn im Stumpenlohn oder im Akkord". Die Geräusche für die begehbare Skulptur stammen vom Künstler M20 - die kreisenden Bewegungen vom tapferen Schneider. Wie geben zu, dass der kurze Text der Sperrmüllpiloten-Pressestelle nicht wesentlich zur Information über das Projekt beiträgt und eher das Gegenteil bewirkt. Evtl. Nachfragen sind trotzdem zwecklos, denn wir als Veranstalter wissen auch nicht mehr. |
Das Saxofon des Duos FLEXàTON - gespielt von Uli Schimpf - darf zum Mühlenfest alleine ausgehen und ausprobieren, wie eigenwillige Interpretationen von Jazzstandards, modernen Kompositionen, Klezmer und Folklore in den Stumpertenröder Gassen, Höfen, Ställen und Scheunen klingen. Spinnstubenlieder und Hits aus alten Zeiten zum Zuhören & zum Mitsingen spielen Albert Schmelz (Akkordeon) & Otto Bellinger (Geige). |
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